Schon als Jugendliche hatte ich das Gefühl, irgendwie anders zu sein. In lauten Umgebungen oder Menschenmengen fühlte ich mich schnell unwohl und überfordert. Anfänglich verstand ich nicht, warum das so war, und es sorgte oft für Missverständnisse mit anderen. Irgendwann habe ich mich jedoch damit abgefunden und akzeptiert, dass ich die Welt eben auf eine andere Art wahrnehme.
Ein prägendes Erlebnis in meiner Jugend war ein Konzertbesuch mit meiner besten Freundin. Wir hatten nur feste Sitzplätze bekommen. Während sie enttäuscht war, dass wir nicht im stehenden Publikum tanzen konnten, war ich insgeheim erleichtert. Die Vorstellung, mitten in einer Menge aus jubelnden, drängelnden Menschen zu stehen, war für mich unerträglich. Das Konzert von unseren Sitzen aus zu genießen, war für mich die perfekte Lösung.
Ein weiteres Merkmal meiner Hochsensibilität ist meine Schreckhaftigkeit. Im Großraumbüro kam es oft vor, dass ich vor Schreck laut aufschrie, wenn plötzlich ein lautes Geräusch zu hören war oder jemand unerwartet an meinem Schreibtisch neben mir auftauchte. Das war mir peinlich. Irgendwann hat sich allerdings keiner mehr darüber gewundert und so war es dann nun eben einfach. Als wir wegen Corona ins Home Office gingen, war ich erleichtert. Telefonate und Videocalls mit Kollegen haben mir vollkommen ausgereicht. Endlich hatte ich die Ruhe, die ich brauchte, aber auch nicht mehr das Gefühl etwas zu verpassen, da ja alle nun allein von Zuhause aus arbeiteten. Mein Chef hat mich immer dazu animiert mehr mit anderen zu interagieren und mehr Small Talk zu machen, um mich noch besser zu vernetzen. Ich sagte dann, dass ich zu viele Aufgaben und deshalb keine Zeit für so etwas hätte. Natürlich wusste ich selbst, dass das eine Ausrede war.
Mein Mann sagt immer, ich würde Gerüche schon wahrnehmen, bevor sie überhaupt entstanden sind. Und so ist meine ausgeprägte Geruchswahrnehmung ein weiterer Aspekt meiner Hochsensibilität. Ich nehme Gerüche intensiv wahr – und das ist nicht immer ein Vorteil. Während manche Menschen eine Vielzahl von Düften kaum registrieren, kann mich ein unangenehmer Geruch stark stören. Früher führte das häufig zu Konflikten, besonders wenn andere Menschen mein Empfinden nicht nachvollziehen konnten. Als ich beispielsweise Anfang 20 war, durfte in Discos, Bars und Restaurants noch geraucht werden. Jedes Mal, wenn ich abends ausging, durchdrang der Zigarettengeruch meine Kleidung und meine Haare. Egal, wie spät ich nach Hause kam, ich musste sofort duschen, um den Geruch loszuwerden. Der Rauchgeruch war so intensiv und störend für mich, dass ich sonst nicht schlafen konnte. Heute weiß ich, dass ich einfach mehr wahrnehme als andere, und kann damit besser umgehen.
Diese Erkenntnis hat mir sehr geholfen, mein Leben zu erleichtern. Ein Beispiel dafür ist mein Mann. Wenn ich heute sage, dass etwas nicht gut riecht, nimmt er mich ernst. Früher hätte ich entweder gedacht, dass er einen Arzt aufsuchen sollte, oder ich hätte angenommen, dass ich mich einfach anstelle. Jetzt verstehe ich, dass meine Wahrnehmung einfach sensibler ist, und mein Umfeld respektiert das. Durch das neue Verständnis können wir viel besser aufeinander eingehen.
Hochsensibilität bringt Herausforderungen mit sich, aber auch Vorteile. Durch meine intensive Wahrnehmung kann ich Momente besonders tief erleben und schätze die kleinen Dinge des Lebens. Ich habe gelernt, meine Bedürfnisse zu kommunizieren und auf mich selbst zu achten. Das hat mein Leben in vielerlei Hinsicht bereichert und mir geholfen, meinen eigenen Weg zu finden. Nun habe ich viel mehr Freude an Ereignissen, die mich früher gestresst haben.
Hast du ebenfalls solche Erlebnisse? Vielleicht erkennst du dich in einigen meiner Erfahrungen wieder. Es ist wichtig zu wissen, dass du dein Leben aktiv gestalten kannst. Kenntnisse zum Thema Hochsensibilität kannst du in Forschungsergebnissen und Büchern genauer nachlesen. Diese Informationen können dir helfen, dein Leben positiv zu verändern. Indem du deine Sensibilität anerkennst und verstehst, kannst du lernen, besser damit umzugehen und deine besonderen Fähigkeiten zu schätzen. Ich jedenfalls möchte sie nicht mehr missen!
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